
THE MARS VOLTA – Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío
2025 (Clouds Hill) - Stil: Art Rock, Neo Psych, Ambient
THE MARS VOLTA – das legendäre Duo aus Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodríguez-López – hat vor mehr als zwanzig Jahren die Alternative- und Prog-Musik ordentlich aufgemischt. Entstanden aus der Band AT THE DRIVE-IN, kombinierte ihr Sound Latin-Rhythmen, Free Jazz, psychedelische Implosionen und eine Prise verrückten Wahnsinns. Mit ihrem Debütalbum ´De-Loused In The Comatorium´ begannen sie im Jahre 2003 eine spannende Reise durch ihr Musikuniversum.
Nach einer langen Pause feierten sie 2022 ein melancholisches Comeback. Doch ihr neues Album, ´Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío´, ist etwas ganz anderes. Es ist kein gewöhnlicher Neustart, sondern eher eine Explosion musikalischer Ideen, in der die alte THE MARS VOLTA-DNA auf neue Klänge trifft. Statt eines klassischen Albums gibt es hier 18 Stücke, die nahtlos ineinander übergehen und eine Art filmische Traumszene bilden.
Der Song ´Fin´ ist mehr wie ein Einstieg als ein echter Track. Danach folgt eine Kombination aus pulsierenden Basslinien, verworrenen Saxofonmelodien, triphopigen Beats, spannenden Klavierklängen und Vocoder-Gesang – eine Mischung, die an Khruangbin und Miles Davis erinnert. Der Sound hat eine starke Atmosphäre, die oft melancholisch ist und manchmal fast halluzinogen wirkt, manchmal tatsächlich rückwärtsabgespielt ist. Titel wie ´Celaje´ oder ´Enlazan Las Tinieblas´ wirken eher wie aus einer Wundertüte als aus einem klassischen Album.
Stilistisch kann man sich vorstellen, dass FLYING LOTUS mit KING CRIMSON jammt, während PORTISHEAD eine Séance abhält und PETER GABRIEL das Ganze kommentiert. Psychedelic Soul, Art Pop, Lo-Fi-Prog, Free Jazz, Latin, Electronica und ein bisschen Industrial sind eingeflochten, und trotzdem bleibt der typische THE MARS VOLTA-Vibe erhalten, der zwar weniger wütend, aber hypnotisch suchend klingt. Kein Stück ist zu lang, manche fliegen nur kurz auf wie verschwommene Erinnerungen.
Das Album ist kein kurzer Werbeblock, es ist ein langes Klangwerk ohne feste Kapitel. Die besonderen Schwerenöter heißen ´The Iron Rose´ (“You’re the one that I want. The only one that I want.”), ´Cue The Sun´ (“Thеy don’t want you to know. They hide what you see. All the people you’ll hurt. If you refuse to cue the sun.”) und ´Morgana´ (“Oh-oh-oh-oh, I can’t get you out of my mind. I can’t let you call the darkness to save everybody.”), bis alles in dem großartigen Finale ´Lucro Sucio´ sein Ende findet, und in diesem Moment wie David Lynch auf Ayahuasca klingt. Die Texte sind poetisch, geheimnisvoll und gesellschaftskritisch – unverkennbar Cedric Bixler-Zavala, mit einer Mischung aus politischem Traum und spirituellen Botschaften.
Mit diesem Album betreten THE MARS VOLTA ein neues musikalisches Terrain, das nicht wild und laut ist, sondern eher schwebt. Es bedeutet keine Rückkehr in alte Aggressionen, sondern eine fließende, traumartige Progression, die sowohl alte Fans als auch Neugierige belohnt. ´Lucro Sucio; Los Ojos Del Vacío´ ist ein frisches Ritual. Ein Trip. Eine kosmische und kunstvolle Meditation.
(8,5 Punkte)
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https://themarsvoltaofficial.bandcamp.com/album/lucro-sucio-los-ojos-del-vacio