
WES MONTGOMERY – The Incredible Jazz Guitar Of Wes Montgomery
1960/2025 (Riverside Records/Craft Recordings) - Stil: Jazz
Es war eine stürmische Nacht im Jahr 1923, als John Leslie “Wes” Montgomery in Indianapolis zur Welt kam. Die Straßen, die sich im Wind der alten Gebäude bogen, waren sein erstes musikalisches Zuhause. In einer Zeit, als Jazz noch ganz neu war, wuchs er in einem Haushalt auf, in dem Musik eine große Rolle spielte. Er war allerdings kein typisches Wunderkind und konnte keine Noten lesen. Stattdessen sog er alles auf, was er hören konnte, vor allem die Aufnahmen von Charlie Christian, einem der ersten großen Jazzgitarristen.
Die meisten Gitarristen nutzen einen Pick, aber Wes Montgomery spielte immer mit dem Daumen. Diese Technik machte ihn einzigartig. Er baute seine eigenen Saiten und probierte ständig neue Klänge aus, was den Sound des Jazzgitarrenspiels veränderte. Auf die Schnelle konnte er jedoch keine großen Erfolge erzielen, auch wenn seine frühen Aufnahmen mit seinen Brüdern Buddy und Monk von Kritikern gelobt wurden.
In dieser Zeit spielte Wes Montgomery in vielen lokalen Bands und arbeitete als Studiomusiker, weiterhin auf der Suche nach dem perfekten Klang. Er hatte das Talent, aber die große Chance blieb lange aus. Diese kam 1959, als der Saxophonist Cannonball Adderley, der in Indianapolis auf Tour war, den Produzenten Orrin Keepnews auf Wes Montgomery aufmerksam machte.
So kam Wes Montgomery nach New York, einem der jazzigen Hotspots. Diese kalte Stadt sollte der Ort werden, an dem seine Musik von der lokalen Szene in die große Welt des Jazz vordringen würde.
Im Oktober 1959 betrat Wes Montgomery die legendären “Reeves Sound Studios” in New York und nahm das Album ´The Wes Montgomery Trio´ auf. Drei Monate später betrat er schon wieder die “Reeves Sound Studios”. Er war jetzt nicht mehr der unbekannte Musiker von früher, sondern ein Mann, der mit den Großen spielen wollte. Produzent Orrin Keepnews arrangierte für ihn als angesehene Begleitmusiker den Pianisten Tommy Flanagan, den Bassisten Percy Heath und den Schlagzeuger Albert Heath.
Das Album, das an diesem Tag entstand, sollte alles verändern – für Wes Montgomery und die Geschichte der Jazzgitarre. Der erste Song des Tages war ´Airegin´, ein mitreißender Titel von Sonny Rollins, der perfekt das Bop-Gefühl dieser Zeit einfing. Mit seinem besonderen Anschlag und der schnellsten Daumentechnik seiner Ära zeigte er, dass er angekommen war. Es folgten ´D-Natural Blues´ und ´Polkadots And Moonbeams´.
Wes Montgomery hatte eine besondere Fähigkeit, selbst in den ruhigeren Momenten Tiefe und Wärme zu vermitteln. ´Polkadots And Moonbeams´ offenbarte seine melancholische Seite und ´D-Natural Blues´ zeigte seine Talente als Komponist und seine Fähigkeit, seinem Spiel mit einem dritten stummen Ton eine perkussive Note zu verleihen. Während er zwei Töne auf zwei Saiten griff, hielt er die dritte dazwischen mit der linken Hand gedämpft und schlug mit seinem rechten Daumen darauf.
Der Höhepunkt des Albums war ´Four On Six´. Mit einem tollen Basslauf und einem fast hypnotischen Groove entwickelte Wes Montgomery einen neuen Stil. Der Song basierte auf Gershwins ´Summertime´ und schickte den Blues in eine frische Richtung.
´West Coast Blues´ war eine Neuinterpretation des traditionellen Blues und bot eine einprägsame Melodie. Das Album endete mit ´Gone With The Wind´, einer sanften Ballade, die Wes Montgomerys Spielweise in vollem Glanz zeigte.
Die Art und Weise, wie er mit Blockakkorden und Oktaven spielte, fühlte sich an, als würde er mit dem Instrument reden, als sei es ein alter Freund. Er schaffte eine Atmosphäre, die die kalte Nacht in New York und die intime Welt seiner Musik zusammenbrachte.
Aktuell kehrt das Album in einer neuen, überarbeiteten Form zurück. Es ist Teil der “Original Jazz Classics”-Serie, die Wes Montgomerys Meisterwerk in eine hochwertige Ausführung packt. Die LP ist jetzt auf 180g Vinyl, das sicherstellt, dass jeder Ton der Gitarre klar und kräftig klingt. Die Mastering-Arbeiten wurden durch Kevin Gray in dessen renommierter Audiofirma durchgeführt. Der Sound des Originals bleibt erhalten, aber die neue Technik bringt die warmen Klänge noch besser zur Geltung. Das Artwork ist in einem nostalgischen Jacket gehalten, das der Zeit ein wenig frischen Wind verleiht.
Wie der Nebel einst durch die Straßen New Yorks zog, zieht die Magie dieses Albums auch heute noch die Jazzfans in ihren Bann. ´The Incredible Jazz Guitar Of Wes Montgomery´ ist nicht nur ein wichtiger Teil der Jazzgeschichte, sondern zeigt auch, wie Musik die Zeit überstehen kann – ein Soundtrack für die stürmischen Nächte des Lebens.
(Klassiker)
https://www.facebook.com/WesMontgomeryOfficial
Wes Montgomery – E-Gitarre
Tommy Flanagan – Klavier
Percy Heath – Bass
Albert “Tootie” Heath – Schlagzeug