MeilensteineVergessene Juwelen

CAPRICORN – Capricorn

~ (1993 T&T Records) – Stil: Power-/Speed Metal ~


Mit ihrem 1993er Debut `Capricorn` hatte das hessische Trio, u.a. bestand die Band aus ehemaligen GRINDER-Musikern, ein grandioses Power-/Speed Album abgeliefert, das jedoch weitgehend ignoriert wurde. Bis heute spielt dieser Kracher bei den True-Power-Metal Fans kaum eine Rolle, was mehr als verwunderlich ist. Denn die elf Stücke strotzen nur so vor Kraft, Biss und Spielgeilheit. Das ist speediger Power-Metal wie aus dem Lehrbuch des späten Achtziger-US-Metals – das von einem deutschen Powertrio. Dass CAPRICORN Anfang der Neunziger so abgestraft wurden, bleibt ein echtes Rätsel, schrie doch schon damals die selbstverliebte Untergrundszene: Wo ist der echte Metal? Da war er, aber er wurde ignoriert. Dass die Band zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt mit solch einem Boliden auf den Markt drängte, mag einer der Gründe für den Nicht-Erfolg sein, denn die musikalischen Strömungen waren 1993 sehr schwer zu durchschauen und echter Power Metal war ein absolutes Randthema bei den etablierten Magazinen.

Zudem war die Band bei einem Label unter Vertrag, das sehr limitierte finanzielle Möglichkeiten in Sachen Promo hatte. „T&T Records“ hatten damals schon immer mal ein gutes Gespür für erstklassigen Metal, allerdings aber auch irgendwie einen zwiespältigen Ruf, was doch einigen Bands zum Verhängnis wurde.

Anyway, CAPRICORN bleiben mit ihrem treffsicheren, rohen Power-Metal bis heute hörenswert. Zwischen den elf Stücken findet sich für meine Begriffe kein schwacher Song. Die Gitarre drückt wie Sau, die Drums galoppieren einen platt und der Gesang ist Metal pur. Musikalisch kann man CAPRICORN zwischen TYRANT`S REIGN, ATTACKER und SYRIS einordnen. Brecher wie das schnelle `Burn`, die brachiale Doublebass-Attacke `Bomb Eden`, das speedig-/thrashige `The Harder The Fall` oder das groovige, etwas aus dem Rahmen schlagende `Long Way Home` überzeugen von Sekunde eins an. `Capricorn` ist ein unterbewertetes Juwel der deutschen Metalszene, das Fans von treibendem, schnellem Power Metal in der Sammlung stehen haben sollten. Das Teil gibt es noch für unter 20 Euro und so sollte einem Kauf nichts entgegen stehen. Leider wurde dieses musikalische Kleinod nicht auf Vinyl veröffentlicht, was ein echtes Manko darstellt.

Zwei Jahre später legte die Band mit `Inferno` noch ein zweites Album mit gleicher musikalischer Gewichtung vor, dann war der Ofen aus. Leider. `Inferno` war keinen Quentchen schlechter und setzte auf die gleichen Attribute wie der Vorgänger, allerdings dezent gereifter in Sachen Songwriting.